Das Vorstellungsgespräch

 

Sie haben es geschafft! Die Vorauswahl ist erfolgreich überstanden und die nächste Runde eingeläutet. In den meisten Fällen folgt nun eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch – manchmal auch direkt zu einem Assessment-Center. Vorstellungsgespräche haben aus Sicht des Arbeitgebers den Vorteil, dass sie leichter und kostengünstiger zu organisieren und sehr flexibel durchführbar sind.

Je nach Befähigung und Erfahrung der Interviewer – so nennen sich die professionellen Gesprächspartner des Vorstellungsgesprächs – können Sie verschiedenen Arten des Vorstellungsgesprächs kennenlernen.

Unstrukturiertes Interview:

Der Interviewer ist unvorbereitet und stellt Fragen, wie sie Ihm gerade einfallen. Oft erzählt er mehr, als er fragt. Mitunter entstehen unangenehme Schweigepausen, weil der Interviewer nicht weiß, was er als nächstes fragen soll. Diese recht unprofessionelle Form des Interviews finden Sie oft bei kleineren Betrieben, die selten einstellen und in denen der Chef oder der Abteilungsleiter persönlich die Gespräche abnehmen.

Halbstrukturiertes Interview:

Der Interviewer weiß, welche Fragen er in dem Gespräch auf jeden Fall klären will. Diese Fragen sind vorbereitet und werden in das ansonsten weitgehend unstrukturierte Gespräch eingebaut.

Strukturiertes Interview:

Hier wird nichts den Zufall überlassen. Alle Fragen sowie ihre Reihenfolge sind vorbereitet und mitunter wörtlich vorformuliert. Oft verwendet der Interviewer einen ausgearbeiteten Fragebogen (“Interviewleitfaden”) und trägt seine Notizen in ein Bewertungsformular ein. Diese Interviewtechnik wirkt zwar manchmal etwas steif, ist aber schon recht professionell. Die Ergebnisse strukturierter Interviews ermöglichen bessere Vergleichbarkeit bei einer hohen Anzahl von Vorstellungsgesprächen und verschiedenen Interviewern. Und Sie können davon ausgehen, dass man sich bei der Ausarbeitung des Interviewleitfadens genaue Gedanken darüber gemacht hat, was für die Stelle wichtig ist.

Multimodales Interview:

 Auch bei dieser Technik werden Interviewleitfäden verwendet, die aus den stellenbezogenen Anforderungsprofilen abgeleitet worden sind. Der Interviewer hat jedoch die Freiheit, im Gespräch auf individuelle Besonderheiten einzugehen und diese auszuarbeiten, bevor er wieder zum Leitfaden als “roten Faden” zurückkehrt. Häufig werden selbstreflektorische Fragen eingesetzt (wie haben Sie sich dabei gefühlt?), um auch unter die Oberfläche blicken zu können. Diese Interviewtechnik gehört zur Spitzenklasse - Sie haben es mit Vollprofis zu tun.

Und dann gibt es noch die ebenso berüchtigten wie gefürchteten

Stressinterviews:

In vielen Fällen ist ein als solches erlebtes Streßinterview in Wirklichkeit gar keines gewesen, sondern man hatte es mit unsicheren Gesprächspartnern zu tun, die ihre Unsicherheit hinter ihrer fomalen Machtstellung im Vorstellungsgespräch verbergen wollten. Ein solcher Mißbrauch der Machtposition von Interviewern kann durch unsere auf den nächsten Seiten vorgestellten Tipps und Tricks zum Vorstellungsgespräch aufgefangen oder mitunter von vornherein ganz ausgeschlossen werden.

 Ein echtes Streßinterview ist in der Regel gar nicht über die gesamte Gesprächsdauer stressig, sondern nur in ganz bestimmten, einzelnen Momenten. Stellen Sie sich ein Vorstellungsgespräch wie ein Spiel vor. Die eine Seite versucht etwas vorzuspielen, die Wahrheit zu beschönigen und negative Tatsachen zu verdecken. Die andere Seite versucht die kleinen Täuschungsmanöver zu erkennen und die Wahrheit ans Tageslicht zu befördern. Dazu dient der unerwartete Augenblick des Stresses. Wenn es gelingt, den Bewerber durch eine unangenehme Frage oder eine gezielte Provokation in eine akute Streßsituation zu bringen (Ohrenrauschen), verhindern die einsetzenden physiologischen Vorgänge für mehrere Sekunden, daß der Bewerber klare, überlegte Gedanken fassen kann. Sofort im Anschluß an die ausgelöste Streßsituation wird die Frage gestellt, auf deren wahrheitsgemäße Beantwortung es dem Interviewer eigentlich ankommt und die selber gar keinen Streß auslösen würde. Aber das Gehirn des Bewerbers ist ja noch mit Streßhormonen überflutet. Es wird ihm in den nächsten Sekunden kaum gelingen, sich eine plausible Verschleierung der Wahrheit einfallen zu lassen und diese dann auch noch glaubhaft vorzutragen. Der Interviewer erhält die Wahrheit und hat gewonnen! Oder ?! Aus der Beschreibung des Vorganges können Sie schon die einzig richtige Reaktion für den Bewerber erkennen.: sich Zeit lassen! Überbrücken Sie die Sekunden des Streßmomentes, indem Sie nicht sofort auf die nachgeschobene Frage antworten. Gewinnen Sie Zeit: Denken Sie ein paar Sekunden in aller Ruhe nach, bevor Sie langsam und mit Bedacht antworten. Bitten Sie den Gesprächspartner um die Wiederholung seiner letzten Frage (!) oder fassen Sie die letzte Frage selber langsam und rückfragend zusammen: "... habe ich Sie richtig verstanden, daß Sie von mir wissen möchten,...". So kommen Sie aus den gefährlichen Streßsekunden sicher heraus, gewinnen wieder Ihren klaren Verstand zurück und können überlegt und vielleicht sogar überlegen antworten. Der Streß-Trick verliert schnell seine Wirkung und der Interviewer wird wahrscheinlich im weiteren Gespräch ganz auf seine inzwischen nutzlos gewordene Technik verzichten.

kurzum

Bei aller Unterschiedlichkeit der Interviewstile geht es bei den Gesprächen schwerpunktmäßig darum, Sie als Person kennenzulernen. Alle Fakten aus der schriftlichen Bewerbung sind akzeptiert und gekauft - anderenfalls hätten man Sie gar nicht eingeladen. In diesen Punkten brauchen Sie also keine Überzeugungsarbeit mehr leisten. Dennoch wird man Sie auf die schon bekannten Fakten ansprechen, typischerweise Sie zu Beginn des Gesprächs Ihren Lebenslauf erzählen lassen, denn man möchte Sie reden lassen, um zu hören und zu sehen, was für ein Mensch Sie sind, wie Sie sich verhalten, wie Sie sich verkaufen und auf schwierige Fragen reagieren. Es sind viele der schwer faßbaren “weichen Faktoren” (Belastbarkeit, Motivation, Anpassungsfähigkeit, Eigeninitiative, Teamfähigkeit, emotionale Intelligenz, Führungstalent, Kommunikationsfähigkeit, Eloquenz ...) – die sogenannten “Soft Skills” – wie auch die passende “Chemie”, die man im persönlichen Kontakt klären möchte.

Sie ahnen sicher schon – weil die weichen Faktoren so schwer zu fassen sind, spielt der “Bauchfaktor” eine große Rolle und es gibt daher Möglichkeiten, unterschwellige, positive Signale zu setzen – aber man kann auch aus Unkenntnis vieles falsch machen.

 

Tipp:
Das Vorstellungsgespräch. Wie Sie beeindrucken, überzeugen, gewinnen

 

Lernen Sie jetzt die typischen Schwächen der Interviewer kennen
und zu ihrem Vorteil nutzen

Weiter >>